Spurenklänge - Teil 2

Spurenklänge - Teil 2

Die nächsten 7 Folgen der Spurenklänge sind geschafft.

Teil 2 der 1. Staffel ist damit abgeschlossen.

Darin folgten wir dem Klang des Wassers, einer Klavierimprovisation, japanischen Klängen und Gesängen in einer mehrteiligen Reihe aus Buddhistischen Gebeten, dem Kabuki Theater und dem Noh Theater Japans, dem Garten im Sommer und einem Konzert mit indischer Musik aus Tokio.

Vom Klang des Wassers [8]

„Wasser klingt nur wenn es etwas berührt.

Eigentlich fließt es sanft und in Stille dahin.“

Klavier-improvisation & Bauchtanz [9]

Der Großraum Tokio-Yokohama ist eine pulsierende Metropole in der Künstler aller Art ihre Kunst auf kleinen wie großen Veranstaltungen präsentieren.

Dabei kommt es oft zu Kollaborationen zwischen der verschiedensten Genre, wie beim vorliegenden Klangbeispiel zwischen dem Pianisten Sohichiroh Shigematsu und der Bauchtänzerin Maia.

Auch wenn man letztere hier natürlich nicht direkt hören kann, nur die Perlen ihres Kostüms erzählen von ihrem Tanz, muss man sich ihre starke Bühnenpräsenz bildlich vorstellen, wie sie zu den treibenden wie sanften Tönen des Klaviervirtuosen ihre eleganten wie zuckenden Bewegungen vollführt, mal wie ein Derwisch über die Bühne fegt und sich dann verführerisch wie eine Schlange windet.

Der Pianist improvisiert dazu, die für ihn berühmten Klavierklänge auf seine eigene, unnachahmliche Weise, die ihn bekannt gemacht haben.

Im Spannungsfeld zwischen Moderne und Klassik, den darstellenden Künsten der Welt, für die sich die Japaner unglaublich begeistern und in Perfektion zum Leben erwecken, findet man besondere Kostbarkeiten in dieser Metropole.

Einen Augenblick davon, teilen wir gerne in den heutigen Spurenklängen.

Buddhistische Gebete im Kuhombutsu Tempel in Tokio [10]

Neben den vielen schintoistischen Schreinen sind in Japan vor allem die unzähligen buddhistischen Tempel präsent. Sie alle sind Wallfahrtsorte der Stille, Einkehr und Geschichte.

Die oft sehr alten, in sanftem Braun und Beige-Tönen gehaltenen, in den Farben der Jahreszeiten scheinenden und von Pflanzen, wie mit Sand und Steinen, speziell angelegten Gärten, lassen Meditationsstimmung aufkommen. Aber nicht überall.

Wenn zu viele Menschen unterwegs sind, wie an den berühmtesten und am häufigsten frequentierten Tempeln, ist es schwer zur Ruhe zu kommen.

Wenn man sie jedoch zu bestimmten Zeiten besucht und nicht gerade zu irgendwelchen Tempelfesten, trifft man nur wenige Menschen an und man kann in Ruhe die Tempelanlagen bewundern und tatsächlich Einkehr halten.

Die größeren Tempel behausen auch buddhistische Mönche, die zum Flair ungemein beitragen.

Der Kuhombutsu Tempel ist zum Beispiel ein richtiger Zen Tempel, komplett mit Gärten und unzähligen Buddha Statuen, ca. 48, kleine wie große an der Zahl. Der Honmonji mit seinem großen Areal ist ebenfalls sehr beeindruckend. Der umliegende Park unterstützt die Einkehrstimmung. Nicht minder einladend und eindrucksvoll ist der Kōdō-Tempel, der gleichzeitig unser Haustempel ist. Obwohl sein großes Gebiet, malerisch auf einem Hügel gelegen, sehr weitläufig ist, lädt es weniger zum Verweilen ein. Dafür ist der Tempel selbst ein Ort der Ruhe, Stille und Kontemplation.

Wenn man Glück hat, oft gegen Ende der Öffnungszeiten und zu vollen Stunden, kann man einem buddhistischen Gebet beiwohnen, wie sie in den heutigen Spurenklängen zu hören sind. R. Rehahn, 05.05.2021

Das japanische Kabuki Theater - Ausdruckskraft und Virtuosität in Gesang, Tanz & Musik [11]

Neben dem bekannten, altehrwürdigen Noh Theater, in dem alle japanischen Künste zusammenfließen, welches jedoch für lange Zeit die Kunst der Aristokratie war, entwickelte sich im 17. Jahrhundert, während der Edo Zeit, das Kabuki Theater, sowie viele weitere darstellerische Künste, wie z.B. das unmittelbar daran angelehnte Bunraku - Puppentheater.

Dies ging mit dem Aufkeimen des Bürgertums einher, die in der blühenden Wirtschaft zu neuem Wohlstand kam und somit ein großes Interesse an eigenen Kunst- und Unterhaltungsformen bestand.

Und hier besteht der wohl größte Unterschied zwischen den beiden großen Künsten des Noh und Kabuki. Obwohl ersteres ebenfalls als Unterhaltungsform begann, wurde es immer schon als Unterhaltung für die Götter angesehen, während das Kabuki von Anfang an als Unterhaltungskunst in Erscheinung trat.

Dies spiegelt sich in der farbenfrohen Geschichte wieder, welche in unterschiedlichen Iterationen verlief. Es begann als „Frauenkabuki“, durch Okuni, einem sogenannten Schreinmädchen, einer Miko, die als Gründerin des Kabuki gilt und erstmals eine Vorform mit anderen Frauen aufführte. Diese Form wurde alsbald von anderen Truppen übernommen, artete aber schnell aus und wurde mit allerlei anrüchigen Elementen in Verbindung gebracht.

Das Tokugawa Shogunat verbann diese Form, wie auch die darauf folgende Art des „Jüngling-Kabuki“, welche ähnliche Probleme hatte.

Daraufhin fasste das „Männer-Kabuki“ Fuss und wurde zur einzigen Form, bis in die heutige Zeit.

Der Ursprung des Kabuki als Unterhaltungsform ist in all seinen Elementen zu spüren, sowohl was die Geschichten, Rollenverteilung und szenische Darstellung betrifft, ist es stets auf den Effekt ausgerichtet und sehr expressiv, aber natürlich nicht weniger kunstvoll.

Ganz im Gegenteil…

Eine Kabuki- Aufführung ist tatsächlich ein wunderbares Erlebnis, in denen Musik, Tanz, Mimik und Gestik, prachtvolle Inszenierung in einem Gesamtkunstwerk zum Tragen kommen.

Obwohl mittlerweile in der Neuzeit angekommen, entstehen alle Effekte in Handwerksarbeit und sind daher besonders eindrucksvoll. Da gibt es aufwendig Kostümwechsel, die wie alles im Kabuki und hier besonders die entscheidenden Szenen, überhöht und zelebriert werden.

Und ebenso technisch komplexe Szenenwechsel. Alles ist auf das Erstaunen des Publikums ausgerichtet und nach Außen gewandt. Dies bedeutet einen starken Kontrast zum nach innen reichenden Noh Theaters.

In belebten Stücken aus drei Kategorien idaimono (時代物, dt. „Historienstück“), Sewamono (世話物, dt. „bürgerliches Stück“) und Shosagoto (所作事, dt. „Tanzstück“), kommen dem Bürgertum nahe Stücke zum Einsatz.

Die etwas zeitgemäßere Sprache hilft selbstverständlich beim Verständnis der Handlungen. Im Noh ist die kunstvolle Sprache der Muromachi Zeit, kaum noch für Japaner von heute verständlich, obwohl dies auch den symbolischen Charakter unterstreicht. Aber es erklärt eben gleichzeitig auch, warum das Kabuki in der Bevölkerung einen derartig großen Anklang findet und dessen Schauspieler auch außerhalb der traditionellen Kunstform berührt werden.

Neben vielen eigenen Spielen, gibt es auch ein paar wenige Themen, Stücke und Elemente, die sowohl im Kabuki als auch im Noh, eine Inszenierung finden, wie z.B. „Kanjincho“, welches auf dem höchst eindrucksvollen Noh Spiel „Ataka" basiert oder „Hagoromo" (Das Federkleid). Überschneidungen in der Themen- und Stückauswahl gibt es häufig auch mit dem etwas zur gleichen Zeit entstandenen Bunraku - Puppentheater. Moderne Aufführungen, wie „Lear“ lassen die verschiedenen Formen sogar zusammen erscheinen. Moderne Variationen des Kabuki gibt es ebenfalls.

Eine Kabuki Aufführung kann einen ganzen Tag dauern, wobei ein Programm aus mehreren Stücken und Abschnitten besteht.

Theater wie das Kabuki-za in Tokio sind stets gut besucht und durch die Möglichkeit einen kleinen Abschnitt aus mehreren Stücken zu sehen, fällt der Einstieg sehr leicht.

Das Publikum besteht noch immer aus Menschen des wohlhabenderen Bürgertums, dies hat sich seit der Edozeit nicht wirklich verändert.

Das Kabuki ist wohl durch seine expressive Darstellungskunst als auch durch seine bis in den kleinen Finger choreographierten Gesten und Tänze, sowie seine der Realität enthobene Sprache, mit einer typischen Falsettostimme, besonders eindrucksvoll.

Obwohl, wie erwähnt, im Kabuki nur Männer auftreten und alle Rollen, sowohl Männer als auch Frauen, die sogenannten Onnagata (女形 oder 女方, von eben jenen übernommen werden, gibt es seit langer Zeit auch Aufführungen mit Frauen, die sich meistens dem eng mit dem Kabuki verflochtenen japanischen Tanz, dem Nihon-Buyo, widmen.

Die vorliegende Aufnahme des Stückes „Yasuna“ ist eine solche Aufführung der japanischen Tänzerin Haruko Takahashi, die sich dem japanischen Tanz über 50 Jahre, seit ihrer Kindheit widmete.

Darin kommen alle Kabuki Elemente zum Tragen.

Das Stück zeigt sowohl die Schönheit und Lebendigkeit der Kabuki Kunst, als auch die Virtuosität der Tänzerin und Darstellerin, an die wir hier gleichzeitig erinnern möchten. Anders als im Kabuki schlüpft hier eine Frau in die Rolle eines Mannes, der am Ende in die Rolle einer Frau übernimmt. Dadurch entstehen einer wundersamer Kontrast und eine Überhöhung in der Darstellung.

Das Tanzstück „Yasuna“ ist ein wundervolles Gesamtkunstwerk, hier dargeboten von Takahashi Haruko, welches wir gerne und andächtig in den Spurenklängen teilen.

Das japanische Noh Theater [12]

Der Artikel erschien bereits im 1. Spurenmagazin und ist ebenfalls unter: https://radio.spurenkreis.net/episode12-das-japanische-noh-theater/ nachzulesen und zu hören.

Der Garten im Sommer [13]

Am Rande des Waldes, hinter einem kleinen Bach, liegt der Garten meines Vaters, sein Stück Land und mittlerweile der Garten meines mittleren Bruders, welches, auch zwei Jahrzehnte nachdem er dieses Leben verlassen hat, noch auf uns wartet und uns einlädt, sich um die verschiedenen Aufgaben zu kümmern, die zur jeweiligen Jahreszeit anstehen. Die Pflanzen und Beete zum Blühen und zur Ernte zu bringen, alles in Stand zu halten und Notwendigkeiten zu erkennen, wenn sie oft plötzlich vor uns erscheinen. Und so wartet unser Garten auch im Sommer auf uns…

Für mich war es oft die einzige Zeit, da ich aus der Ferne in die Heimat zurückkehrte, um ihn in seiner Pracht zu sehen, zu erleben und ein Stück meiner Kraft in die Arbeit zu stecken, ihm ein Stück der Schönheit zu geben, die uns in der Jugend- und Kinderzeit so oft berührt und begeistert hat. Im Winter ist er doch karg und einsam, aber natürlich nicht minder bedürftig.

Den Großteil der Arbeit des Vaters, obgleich auch damals schon zwischen den Söhnen aufgeteilt, übernahm nun der mittlere Bruder und sporadisch zwei andere Geschwister. Da müssen, wie zu jeder Jahreszeit, die Wege freigehalten, Laub und Erde, weggefegt und hinten auf die Halde gebracht, das Unkraut auf den Beeten gejätet, die Eichen werfen bereits ihre Früchte herab und damit sie keine Wurzeln schlagen, müssen auch die Eicheln aufgesammelt und fortgebracht werden. Die Bewässerung der Beete ist notwendig und hier und da braucht es so manchen Handgriff, um das Gehöft herzurichten.

Dazwischen gibt es kurze Spaziergänge durch das weitläufige Gebiet des Gartens mit seinen vielen, verschlungenen Steinwegen und mancherlei Innehalten inmitten der Schönheit und Ruhe der Natur.

Der Garten ist tatsächlich mitten am Waldesrand, und wo einstmals nichts als Bäume waren, hat mein Vater ein Stückchen Land urbar gemacht und einen Kunstgarten mit Terrasse und Häuschen, Schuppen und vielerlei Pflanzen, Sträuchern und Bäume wie Apfel, Kirsch- und Pflaumen, erschaffen, man würde es nicht wiedererkennen. Obst und Gemüse wuchsen hier einst so üppig, dass der Verkauf am Samstag zum Programm am Wochenende gehörte. Aber auch heutzutage kümmern sich hier ein Bruder um das Pflanzenwohl und viele Aufgaben, wie auch eine Schwester mit allem was in einem Garten dieser Größe so ansteht.

Für mich ist es ein Stück Land des Vaters und der Eltern. Unser Stück Land, welches uns von ihnen geblieben ist. In diesem Garten ertönt die Natur mannigfaltig von den riesigen Baumkronen der umliegenden, alten Bäume herab, hier und da umrissen nur von den Geräuschen der Handgriffe und Geschäftigkeit darunter im Garten und den sporadischen Worten während der Arbeit.

Dies ist ein Teil des Sommers und des Gartens, den wir Jahr um Jahr zum Gedenken des Vaters, der Mutter und unserer eigenen Naturliebe willen, zum Blühen zu bringen und seine Standfestigkeit wie auch Schönheit lebendig zu halten versuchen. Dessen sanfte Klänge wir gerne in den Spurenklängen teilen möchten.

R. Rehahn, 21.07.2021

Indische Musik [14]

Wie die Farben Indiens, prächtig, vielfältig und reich, ist auch die Musik des riesigen Landes, welches mit seiner uralten Kultur den gesamten asiatischen Kontinent kulturell in Kunst und Musik, wie auch religiös durch Hinduismus und Buddhismus beeinflusst hat.

In seiner Instrumentierung durch zahlreiche Saiteninstrumente, die einen schwebenden Klang erzeugen, wie auch Trommeln, die alles äußerst rhythmisch gestalten, sowie durch eine Vielfalt im Gesang, wird eine außergewöhnliche Klangvielfalt erreicht. Oft mit indischem Tanz gepaart, entsteht ein besonderes Gesamtkunstwerk.

Die klassische indische Musik ist modal und duldet im Grundsatz nur ein Melodieinstrument. Innerhalb eines von strengen überlieferten Regeln gesetzten Rahmens bietet sich ein breiter Raum für Interpretation. Im Solospiel arbeitet der Musiker einen musikalischen Gedanken auf dieser Grundlage aus und entwickelt diesen im zeitlichen Verlauf des Stückes aus dem Wechselverhältnis von Freiheit und Disziplin. Einen Dialog gibt es nur zwischen dem Melodie- und dem Rhythmusinstrument. Die Struktur der Melodie ist der Raga, dessen Skala jeweils aufsteigend und absteigend festgelegt ist. Er drückt eine bestimmte musikalische Stimmung aus und wird in der Regel einer Tageszeit zugeordnet.

Das vorliegende Konzert mit indischer Musik, einem indischen Raga einer indisch-japanischen Gruppe mit der Tabla als Perkussion und vielen anderen Instrumenten, ist der Auftakt einer ganzen Reihe mit Musik aus Indien, die wir hier in den Spurenklängen erklingen lassen möchten.

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