In den japanischen Sommer lesen & hören

In den japanischen Sommer lesen & hören

Trommlerinnen am Bahnhof in Fujisawa[4]

Episode 4 - Japanische Trommlerinnen auf dem Bahnhof in Fujisawa
https://spurenkreis.de/wp-content/uploads/2021/05/SkR-In_den_japanischen_Sommer_hoeren-Episode4.mp3

Der japanische Sommer ist die Zeit der Feste, Zikaden, Feuerwerke, Umzüge und Straßenmusik überall. So finden wir beim Umsteigen am Bahnhof in Fujisawa, einem Bahnhofstor ans südliche und westliche Meer und dessen Küstenstädte, wie Enoshima, Kamakura und  Hiratsuka, eine Gruppe junger Trommlerinnen und Tänzerinnen.

Das ganze Jahr über für Auftritte wie diesen geübt, treten allerorten verschiedene Gruppen auf, zeigen ihr Können und verwandeln die Hektik und Moderne japanischer Bahnhöfe und Städte mit jedem Trommelschlag zurück ins alte Nippon.

Das empfinde ich, wie mein Gast auf diese Weise… Nur durch Zufall sind wir hier langgekommen, sozusagen den Klängen bis zu ihrem Ursprung gefolgt.

Die Zeit scheint still zu stehen.

Jede Faser von Herz, Körper und Seele zucken im Rhythmus der Trommelschläge und schweben im sphärisch, enthobenen Klang der Flöte, bis zur Ekstase und in einer erfrischten Erschöpfung hält man inne, wenn die Musik und Klänge ihren Höhepunkt erreichen, wieder Stille und langsam der Alltag auf dem Bahnhof einkehrt.

Die Truppe zieht weiter.

Vielleicht zu einem nächsten Spiel anderswo. Womöglich war es das für den Tag. Genau wissen wir das nicht und man fragt auch nicht mehr nach, bis das Spiel der Trommeln wie eine Erscheinung in der Erinnerung weilt.

Glücklich darüber ist man diesen Augenblick festzuhalten, um ihn noch Jahre später wieder zu erleben und auf ein Neues erklingen zu lassen.

Denn im Herzen klang er noch in den Augenblicken des verbleibenden damaligen Tages hindurch weiter. Und wird hier mit Freuden als Teil der Spurenklänge geteilt.

R. Rehahn, 04.12.2020


Zikaden & Glockenspiel als klangliche Welten in Japans Sommer[5]

Episode 5 - Zikaden und Glockenspiel als klangliche Welten in Japans Sommer
https://spurenkreis.de/wp-content/uploads/2021/05/SkR-In_den_japanischen_Sommer_hoeren-Episode5.mp3

Dass man unterschiedliche Klangwelten mit den Jahreszeiten verbindet, mag vielleicht nicht der erste Gedanke sein, den man bei solchen Überlegungen hat, und doch sind diese, fest mit denen Japans verknüpft.

Die Zikaden künden vom Sommer und ihr zirpendes Geräusch gehört in Japan genauso dazu, wie Feuerwerke, Kakigori, d. h. geschabtes Eis, das mit Sirup gereicht wird, als auch Volks- und Straßenfeste, obwohl es nicht immer ein angenehmes Geräusch zu sein scheint, wenn man damit nicht groß geworden ist.

Die Zikaden leben nur eine Woche, das Zirpen sind ihre „Lock- und Paarungsrufe“, es bleibt daher nur diese Zeit, um sich fortzupflanzen, bevor sie „in Scharen vom Himmel fallen“.

Das „Spiel“ wiederholt sich Jahr für Jahr auf ein Neues. Ihr Zirpen, das oft etwas schrill oder auch dumpf erscheint, bereitet also den nächsten Zyklus vor.

Bei den Zikaden ist es so wie mit vielen Dingen:

Sie scheinen unbedeutend, aber wenn sie nicht mehr zirpen, kommt ein Gefühl der Einsamkeit oder der Verlassenheit auf. Zumindest hört man es so aus einigen Schilderungen mancher Japaner heraus. Auch vor einem Erdbeben verstummen sie plötzlich, wie Boten der drohenden Gefahr.

Wenn sie mir beim ersten Sommerbesuch in Japan noch unglaublich störend, ja fast lärmend, erschienen, habe ich mich mit der Zeit doch daran gewöhnt oder sie sind für mich wenigstens zu einem Aspekt meiner japanischen Sommer, geworden.

Es gibt verschiedene Bedeutungen, die sich um sie ranken und ein Gefühl von leichter Kühle gehört, seltsamerweise, ebenfalls mit dazu.

Vielleicht sind es die unzähligen kleinen Flügelschläge tausender Zikaden, oder die Vorstellung dessen, die in der heißen Jahreszeit Abkühlung bringen.

Erfrischung in der feuchten, schweren Hitze, bringen auch die vielen Glockenspiele an den Fenstern der Menschen, die von den leichten Sommerbrisen in Schwingung gebracht werden. Es ist wundersam, dass der Klang der kleinen Glöckchen, an denen ein Stück liebevoll dekoriertes Papier, oft mit japanischen Mustern und Schriftzeichen, befestigt ist, welches sich sanft im Wind bewegt, die Empfindungen einer Erfrischung und Kühle audio-visuell untermalt.

Auch die Moderne mit ihren Klimaanlagen kann das Gefühl, welches oftmals schon seit der Kindheit entfacht ist und z. B. fest mit Besuchen bei den Großeltern verbunden ist, nicht verändern. Ob das bei künftigen Generationen auch so sein wird? Es wäre wunderbar, denn diese seltsame klangliche Seite, gehört einfach zu jedem Sommer, wie die Blüten zum Frühling.

Auch wenn wir von den sanften Glöckchen heute nichts hören, so zeugt doch das Zirpen der Zikaden von der Klangwelt des japanischen Sommers. Um hier in den Spurenklängen geteilt zu werden.

R. Rehahn, 07.12.2020 & 14.01.2021


Die Hofmusik des Gagaku am Hachimangu-Schrein in Kamakura[6]

Episode 6 - Die japanische Hofmusik des Gagaku am Hachimangu-Schrein in Kamakura
https://spurenkreis.de/wp-content/uploads/2021/05/SkR-In_den_japanischen_Sommer_hoeren-Episode6.mp3

Zu allen Jahreszeiten wird der Tsurugaoka Hachimangu[1], einem Schrein oder vielmehr Schrein Bezirk, in der Stadt Kamakura, die einst im 9. Jahrhundert Kaiserstadt war, sowohl von Einheimischen wie auch von Gästen in hoher Zahl besucht. Sei es für die Einheimischen zu Hochzeiten, Brauchtum, wie dem Mädchen- (Hina-Matsuri und Jungenfest (Koi-Nobori, bei Neugeborenen und vielem mehr, oder den stets stattfindenden Schrein-Festen.

Auch dieser Besuch trifft auf eine belebte Menge, die sich im riesigen Areal des Schreins eingefunden hat, um einem Fest im Spätsommer beizuwohnen.

Auf dem zentralen Platz findet eine Gagaku Aufführung statt, jener uralten Hofmusik, die mit Tänzen der Schrein Dienerinnen und einem Orchester aus traditionellen Instrumenten, wie der berühmten japanischen Mundorgel, oder Sho, zahlreichen Flöten, Zittern und natürlich verschiedenen Trommeln, von einer anderen Zeit erzählt. Schwebend sind die Klänge in ihren Höhen und Mitten, erdend in den Tiefen. Auf diese Weise wurde sie an den kaiserlichen Höfen Japans, u. a. in Zeremonien aufgeführt.

Darum ein munteres Treiben aus Menschen, die stehenbleiben und weitergehen, am heutigen Tage ein nimmer enden wollender Strom.

Wir haben das Gefühl ein wunderbares Glück zu haben dieser Aufführung beizuwohnen, lauschen berührt und in Erstaunen zu, bis die Abenddämmerung hereinbricht.

Ein schneller Gang durch die Schrein Anlagen muss diesmal ausreichen, bevor wir uns auf den Weg zurück an einen Ort am Meer machen, um dort zu übernachten.

Auch diese Musik klingt uns im Herzen nach und es freut uns, einige Augenblicke daraus, nach so vielen Jahren in den Spurenklängen teilen zu können.

R. Rehahn, 04.12.2020

Episode 4 - Eine Bonusfolge
https://anchor.fm/s/b86dac/podcast/play/32934676/https%3A%2F%2Fd3ctxlq1ktw2nl.cloudfront.net%2Fstaging%2F2021-4-6%2F6bec8060-c421-fe20-f5b5-9a6f9a0627ee.mp3

Abonnieren Sie den Spuren | Magazin - Rundbrief...