Im Gespräch mit dem Herausgeber und Autor R. Rehahn

Im Gespräch mit dem Herausgeber und Autor R. Rehahn
Blick auf die Gegend um den Kaiserpalast in Tokio ©R. Rehahn

Für ein weiteres Gespräch in unserer Interview – Reihe mit Künstlern, Autoren und Mitarbeitern des Spurenkreises, haben wir uns mit dem Künstler und Autor R. Rehahn unterhalten. Er beantwortet Fragen über den Ursprung seiner Kunst & seines Schreibens und zur Verlagsarbeit.


Herr Rehahn, seit wann beschäftigen sie sich mit dem Schreiben, der Musik und der Kunst an sich?

Das Interesse dafür liegt, wie bei so vielen Künstlern, tief in der Kindheit, aber so richtig begonnen, habe ich in der Teenager – Zeit. Ich glaube, weil mir hier zum ersten Mal die sprachlichen und geistigen Werkzeuge zur Verfügung standen. Ich sehe diese Tage, oft als Zeit des Erwachens!

Die Musik war mir ebenfalls ein ständiger Begleiter seit den Kindertagen, ich bekam Gesangsunterricht und mir schwebten ständig Melodien im Kopf herum.

In jungen Jahren begann ich zu schreiben, um Dinge zu verarbeiten oder Gedanken und Gefühle vor mir auszubreiten. Am Anfang in einem Tagebuch, aber dies wandelte sich bald in die konkreten Versuche, Geschichten, Texte für Lieder, Verse oder auch Theaterstücke zu schreiben. Anstatt also nur die Realität wieder zu geben, erwuchs in mir der Wunsch einer Transformation der Dinge in etwas kunstvolles, stilisiertes. Recht früh begann ich Texte, Liedverse und Gedichte auf Englisch zu schreiben, etwas das mir vielleicht dabei half eine andere Perspektive zu bekommen.

Das Schreiben & die Kunst sind mir über die Jahre zum "täglich Brot" geworden, wie ich es im 1. Band der Editionen "Der Pfad in den Kreis" beschreibe...

Was inspiriert Ihr Schreiben bzw. Ihre Kunst?

Einfach gesagt, das tägliche Leben, die innere Empfindungs- und Geisteswelt. Darüber hinaus die Erfahrungen der Existenz. Das Schreiben begann wie gesagt als Ausdruck und das ist bis heute so geblieben! Es gibt viele Themen, die mich interessieren und denen ich mich immer wieder widme. Der Liebe, der Sinnsuche, Aspekten wie die Vergänglichkeit oder Augenblicke, die wie ein kleines Universum sind. Daneben auch Gefühlszustände, Gedanken, das Kunstschaffen, die Spiritualität, der Glaube uvm.

Ich selbst drücke dies auch durch zwei Begriffe aus der Bibel aus:

Der zungen- und prophetischen Rede – d. h., die Kunst dient der eigenen Heilung, trachtet aber auch danach dies für andere zu tun. Ich versuche in allem einen tieferen Sinn einfließen zu lassen, aber jeder nimmt ein Werk anders auf. Manche möchten nur schauen, andere tiefer blicken – für sie alle soll etwas bereitstehen, nur darauf wartend, auch entdeckt zu werden.

Welche Kunst- oder Stilrichtungen mögen oder bevorzugen sie?

Dies ist eine sehr schwere Antwort, da für mich alle Kunst- und Stilrichtungen stets miteinander verknüpft waren. Aus einer Empfindung oder einem Gedanken heraus, entstehen Texte, zu denen ich oft Musik (als Begleitung oder Lied) höre und im gleichen Augenblick, sehe ich eine visuelle Umsetzung vor mir, die ich auch selbst umsetzen möchte.

Alle Stile sind bedeutsam, auch wenn dadurch manchmal die Konzentration fehlt. Natürlich ist die Arbeit auch immer Projektbezogen und dadurch gibt es ja dann doch einen Schwerpunkt auf ein Musikstück oder Buch etc. Das Theater war lange Zeit ein Weg, mit dem ich mich intensiv beschäftigte, weil alle Aspekte verknüpft werden können. Und wird auch in Zukunft ein Ideal für mich sein, dem ich mich weiterhin widmen möchte. Gleichzeitig vermischen sich die Stile oft, d. h. Prosa kann poetisch sein oder Essays etwas lyrisches haben.

Dies ist eine Richtung, die ich schon lange verfolge. Es ist die Realisierung des Lebens in der Kunst. Meine Erzählungen sind im Grunde eher lange Verse in Prosaform, meine Theaterstücke epische Gedichte. Ich glaube, die Sprache findet in der lyrischen Dichtung ihren höchsten Ausdruck, ihre innigste Schönheit.

Ich nenne es die “Art des Feinen”, ein Konzept das hier nachzulesen ist.

Es sind also alle Stile und Kunstrichtungen, die mir gefallen und denen ich irgendwie in meiner eigenen Art und Weise folge.

Gibt es für Sie einen Unterschied beim Schreiben in den verschiedenen Stilen?

Das eigentlich nicht.

Es beginnt stets auf dieselbe Weise, mit dem Samenkorn, der Idee, welches man dann, und hier gibt es dann doch Unterschiede, auf verschiedene Art zum Heranwachsen bringt. Vor allem die Formen, d.h., die Frage, ob man Verse, ein Essay, Prosa oder für ein szenisches Werk schreibt, ändert zwar nichts an der Grundidee, aber daran wie man weiterarbeitet. Der Umfang ist natürlich auch wichtig. Im Kleinen wie im Großen jedoch, ist das Schreiben ähnlich. Ich sage immer, dass jedes Werk seine Bedürfnisse hat und diesen versuche ich mit aller Kraft und in meinen Fähigkeiten nachzukommen. Darin liegt auch gleichzeitig der Reiz jeder Schöpfung, die es gilt, lebendig zu machen.

Folgen Sie jeder Idee, die sie haben oder ist das bei der Fülle gar nicht möglich?

Von der Sache her und aus einem tiefen Bedürfnis heraus, möchte ich jeder Idee folgen und sie in ein Werk umsetzen, so viel ist gewiss. Weil jedes Projekt, wie gesagt, seine ureigenen Bedürfnisse hat, sind manche schwerer zu verwirklichen als andere. Nicht jede Idee ruft lautstark nach einer Realisierung, doch manche, besonders jene, die am allerschwersten umzusetzen sind, fordern es in besonderem Maße ein. Das nagt dann arg an einem und man ist erst zufrieden, wenn man es auch wirklich geschafft hat. Hier gilt es den Unterschied zwischen fixen Ideen und tatsächlichen zu begreifen. Manche Ideen fließen in ein anderes Werk, sind also lediglich ein Bestandteil. Die umfassenderen Werke tragen oft viele Ideen in sich und das ist dann natürlich besonders kostbar und spannend. Für jeden Menschen, der eine Idee verwirklicht sehen möchte, egal ob es im Handwerk, der Kunst oder einer ähnlich fruchtbaren Schöpfung ist, ist die Verwirklichung sehr zufriedenstellend und Freude bringend.

Die Umsetzung einer Idee ist ein Segen und deshalb nenne ich es Schöpfung.

Was war der Auslöser für Sie, einen eigenen Verlag zu gründen?

Wenn man so lange schreibt, wie ich, ohne wirklich etwas zu veröffentlichen, dann werden die eigenen Geschichten und Texte, wie eine schwere Last, die immer weiter zunimmt. Und es entstehen neue Texte, wortwörtliche Seelenstapel. Meine Erfahrungen der Publikation, begrenzen sich auf das Theater und auf eine Art Journal, in Englisch, aus dem das Spurenjournal hervorging.

Ich frage mich oft, warum ich manche Erzählungen oder Texte nicht einfach an einen Verlag geschickt habe und die Antwort darauf ist oft, die gewiss allen Autoren innewohnende Unsicherheit, sicher resultierend aus einem tiefen Gefühl der Angst vor Ablehnung, welches ich, was mein Schreiben angeht, in jungen Jahren auch erfahren habe, mich allerdings nicht davon abbringen konnte, es weiterhin zu versuchen, an meinem Handwerk & meiner Schöpfung zu arbeiten.

Ich blicke auf die Texte der jeweiligen Zeit und wundere mich, ob sie hierher, in die heutige Zeit, passen.

Das ist aber nur ein Aspekt...

Im selben Augenblick, wie bereits zuvor erwähnt, hat mich immer der gesamte Schaffensprozess interessiert, auch wenn ich mich oft, nur auf die Kunst selbst konzentrieren möchte.

Dies begann im Theater, als Verfasser des Stückes und seiner Musik, in der Arbeit an Dramaturgie und Regie der Inszenierung und in der Interpretation als Spieler der jeweiligen Figur.

Und im literarischen Bereich in Ideen für Formate: einem Magazin oder Buch und dem Traum diese zu publizieren, die später dem Schreiben helfen.

Am Ende sind es also all diese Aspekte, die mich zur Gründung des Verlages bewegt haben!

Anstatt mein Schicksal in die Hände anderer zu geben, dachte ich, das übernehme ich lieber selbst, aber diese Entscheidung ist nur der Anfang, denn ich bzw. wir haben schnell gemerkt, wie schwierig und komplex das alles ist. Natürlich bringt dieser Weg andere Schwierigkeiten mit sich, nichts ist wirklich leicht im Leben und im Schaffen...

Der Verlag begann als Idee für die eigenen Bücher, im Interesse an all diesen Arbeitsprozessen, die für eine Veröffentlichung notwendig sind und meine Natur lässt es nicht zu, mich diesen Dingen leichtfertig zu widmen.

Darüber hinaus, dachte ich irgendwann während der Vorbereitungsphase, wenn ich all das Wissen und die Erfahrungen um die Verlagsarbeit und Buchherstellung zusammentrage, warum nur für uns bzw. mich allein? Und so begann sich die Idee zu formen, auch die Bücher anderer zu verlegen, zumal dies mit den Gedanken um den Spurenkreis einher ging, anderen in ihrem Schaffen zu helfen.

Die zuvor genannte Umsetzung der Ideen ist ein essenzieller Aspekt dabei. Anderen Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen zu helfen, ist eine besondere Aufgabe. Die Inspiration zu einer Idee oder das Schaffen eines Raumes für neue Gedanken, die sonst nicht möglich gewesen wären - das ist menschlich sehr lohnend und eine gute Aufgabe.

Der Verlag, seine Imprints & dieser Kunstkreis sollen also zur Heimstatt für viele Bücher, Texte & Werke und Schöpfer werden.

Haben Sie abschließend einen Tipp für Autoren / Autorinnen und alle Schreibenden?

Das ist sehr einfach:

Schreiben - Schreiben - Schreiben...

So wie ich es in einem Journal-Eintrag einmal behandelt habe. Das ist im Übrigen nicht von mir, es ist einfach die logischste Sache.

Das Schreiben ist ein Handwerk, welches wie jedes Handwerk geübt werden kann. Daraus entwickeln sich gewisse Fertigkeiten, auch im Umgang mit dem Text, je nach Genre den Charakteren, der Handlung, dem Text und Stoff usw., jedes Wort, Satz und jede Passage sind wie Steine auf den nächsten Wörtern, Sätzen und Passagen.

Natürlich ist das noch nicht alles, aber das Schreiben ist eben auch eine Übung. Und eigentlich kann man dies auch auf alle Bereiche des Schreibens und der Kunst überhaupt ausweiten, d. h., jeder Aspekt ist damit gemeint.

Auf diese Weise sammelt man sowohl seine Fähigkeiten als auch seine Ausdauer, an und schafft sich eine gute Grundlage für alles Weitere auf dem Weg.

Vielen Dank für das interessante und ausführliche Gespräch.

Danke ebenfalls.


Das Gespräch fand in der Nähe des Kaiserpalastes in Tokio statt...

Ein vertiefendes Gespräch über seine frühere Rolle als Herausgeber des Spurenkreis Verlages / der Spurenpresse ist auch auf Spurenkreis.de erschienen.


Bücher des Autors R. Rehahn und unter Spurenkreis | Verlag.



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