Editorial zur 2. Ausgabe: Heimatwald...
Seit der, lange zurückliegenden, Schulzeit, hat der Sommer für mich eine tiefe Bedeutung von Einsamkeit, Rückkehr und Abschied. Eine ruhige Phase beginnt:
Wochen, in denen man oft keiner Menschenseele begegnet, weil Schule oder Arbeit pausieren, und sich jeder auf irgendeine Reise nah oder fern begibt. Orte werden aufgesucht oder bereist, an denen man das Jahr über nicht sein konnte. Und Begegnungen und Ereignisse, welche den Sommer über das Leben bereicherten, finden zum Ende hin, ihren stillen, manchmal traurigen Ausklang, weil sich nun jeder, erneut seinem alten Leben widmen muss, ein anderer Ort, Gefühle erweckt und neue Erfahrungen schafft, die aber nicht von Dauer sein können.
Für mich selbst, heißt es seit Jahren immer wieder Rückkehr in die Heimat und bei näherer Betrachtung scheint es eine Anpassung an die japanische Kultur zu sein, in der ich nun schon seit Jahren lebe, denn im Sommer gibt es das sogenannte O-Bon Fest, an dem die Verstorbenen zurück in die Welt der Lebenden kommen, und die Japaner, die alten, angestammten Wohnorte der Familie aufsuchen, Gräber besuchen (und reinigen) und so für einige Zeit in Erinnerungen an eine längst verblichene Zeit schwelgen.
Die Rückkehr nach Deutschland ist eine Wiederbegegnung mit der Familie und ein Jahr ist viel Zeit.
Zwar reißt der Kontakt niemals ab, dank heutiger Kommunikation über das Internet ja wunderbar möglich, doch das Wiedersehen ist doch jedes Mal, etwas ganz Besonderes.
Neben der Familie ist es für mich immer auch eine Rückkehr in den heimatlichen Wald, mit dem die Gegend, aus der ich stamme, so wunderbar gesegnet ist.
Dieser Wald erwartet mich in einem wundervollen satten Grün, welches Sträucher und Baumwipfel bedeckt.
Die Sonne ist hell und warm und die Luft angenehm.
Die Felder sind von goldenen Ähren bedeckt.
Überall blühen Blumen und das Leben ist in vollem Gange.
Die Natur wird für mich zur Lebensader, an der ich mich täglich, in Spaziergängen und Fahrradtouren über das Land laben muss.
Eine Zeit des Zusammenseins lässt mein Herz in Freude erschallen. Abendessen draußen im Garten, Gegrilltes, Salate, der tägliche Eiswagen, dessen Ruf schon aus der Ferne zu hören ist. Die Kinder spielen und toben im Pool.
Und die langen, nimmer zu enden wollenden Abende, die den Tag so wunderbar lang und intensiv gestalten, bis es Nacht wird, in den man weiterhin draußen, unter einem Sternenklaren Himmel sitzen kann, weil die Luft so angenehm warm und mild ist.
Man hat das Gefühl diese Sommer würden niemals enden!
Als würde das Grün der Wälder auf ewig sein, so wie das Zusammensein und die Begegnungen - bis das Leben einen dann doch erneut zurück in den Alltag ruft.
Doch der Sommer ist lang und es bleibt viel Zeit, sich in seiner Sonne, in Ruhe und Freiheit zu laben.
Und davon erzählt diese Ausgabe dieses Magazins in vielen Texten und Bildern.
R. Rehahn, im Mai 2021