Die Kunstwerkzeuge des R. Rehahn

In dieser Rubrik fragen wir Künstler, welche Werkzeuge sie verwenden, lassen uns ein wenig von ihrer Arbeitsweise von der Gestaltung bis zur Präsentation erzählen.
Mit dem Schreiben begann auch eine Faszination für Papier und Füllfederhalter, nicht unbedingt allein von guter Qualität, denn Ideen und Gedanken benötigen nicht wirklich gutes Material, sondern Inspiration und Arbeit.
Ich schreibe sowohl, was man heute als analog bezeichnet, mit einem Füllfederhalter auf Papier, als natürlich auch digital.
Es gibt unzählige Aufzeichnungen zu meinem Leben, der Kunst, Gedanken zu allen Themen in Tagebuchform oder in verschiedenen Heften, Kladden, Tagebuch artigen Büchern mit festem Einband oder gar Papierstößen.
Einmal bekam ich von meinem Vater einen ganzen Stoß dünnen Papiers, das sofort verwertet wurde. Eine Zeit lang interessierte mich das Buchbinden sehr und es gibt einige Exemplare von vollendeter Texte wie auch Tagebuch-Einträge, die selbst gebunden sind.
Meine Werkzeuge sind also Papier, Stifte und hier bevorzugt Füllfederhalter, bei denen ich keine Vorlieben per se habe, d. h., mir ist das Material an sich wichtiger als die Marke.
Mein Lieblingsfüllfederhalter ist schon sehr alt und wird auch nicht mehr hergestellt. Auch die Firma kann ich nicht länger finden. Der Füller war ein Geschenk, ist äußerst schlicht und elegant im Aussehen, sehr zuverlässig beim Schreiben und äußerst langlebig. Obwohl seine Feder etwas in Mitleidenschaft gezogen und Aussetzer hat, funktioniert er noch gut und das nach über zwei Jahrzehnten.
Dazu verwende ich natürlich vielerlei elektronische Werkzeuge wie Computer und Tablets und hier entsprechend erhältliche Apps und Software, bei denen ich eher nicht zu Open Source tendiere, aber weiß, was es gibt, sondern zu den großen Anbietern, deren Software einfach ausgefeilter und stabiler ist. Gerne greife oder teste ich jedoch neue Werkzeuge, um mich einmal aus dem Zwang der etablierten Anbieter zu befreien und um gleichzeitig Alternativen zu haben.
Zumeist bleibe ich jedoch bei den einmal gewählten Werkzeugen, weil der Lernprozess die Arbeit stören und unterbrechen würde, für ein Neu- oder Umlernen aber wenig Zeit ist.
Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass man den Umgang mit neuen Werkzeugen am besten anhand eines Projektes, welches man auch wirklich realisieren möchte und muss, erlernt.
Allerdings weiß ich um alle existierenden Werkzeuge auf jedem in meiner Arbeit bedienten Gebiet, um immer Alternativen und Möglichkeit für die Schöpfung zu haben und könnte theoretisch umsteigen, wenn es denn erforderlich sein sollte.
Für mich ist wichtig, dass der Arbeits- oder Schreibfluss gewährt ist, die Schöpfung sich also frei entfalten kann, ohne störende Elemente dazwischen.
In gewisser Weise muss das Werkzeug verschwinden, denn erfordert es zu viel Aufmerksamkeit durch, sagen wir, technische oder mechanische Fehler, ist dieser Schaffensprozess nicht mehr möglich.
Deshalb tendiere ich beim Schreiben seit vielen Jahren mittlerweile zu Markdown, einer Schreibsprache mit der einfache Formatierung möglich ist, und entsprechender Software, denen sämtliche Formatierungswerkzeuge, wie bei umfassenderer Schreibsoftware, fehlen. Diese Reduzierung kommt dem Schreiben mit der Hand am nächsten, denn auch dort hat man die Konzentration auf das Schreiben selbst und nicht auf andere Dinge, die störend wirken könnten.
Auch wenn ich technisch meine Vorlieben habe, ist dies kein Selbstzweck, denn diese Werkzeuge verschwinden quasi in den Hintergrund, sodass sich, wie gesagt, die Schöpfung entfalten kann. Das ist mir das Allerwichtigste!
Wenn ein Werkzeug hinter meiner Arbeit verschwinden kann, wird es für mich interessant und könnte ein Teil meiner Schöpfungen werden.